8.6. (Bilder 62-65):
Schon wieder so viele Bilder! Aber für dieses Kapitel ist es jetzt gut. Ich wollte auch nur erzählen, daß die Ausfahrt aus Iran doch noch für Überraschungen gesorgt hat. GPS-gläubig, wie ich ab und zu bin, habe ich mich auf eine Nebenstraße zum Grenzort Bajgiran leiten lassen. Fing absolut toll an. Plötzlich war der Asphalt weg, kein Problem, du fährst ja eine Enduro. Als es dann aber im Trial-Style durch schottrige Bachbetten und über Steilstufen auf die nächste Höhe ging, zudem kein Mensch und Tier mehr zu entdecken war, da hab ich doch Zweifel gehabt, ob ich richtig bin. War ich aber, und das Abenteuer haben mein Wüstenschiff und ich fast schadlos überstanden. Jedenfalls kam ich mit Verspätung an die Grenze, wo ich die erste von 5 Stationen auf iranischer Seite mit Zöllnern als Fußball-Fans verleben durfte.
Der schöne Auftakt ließ sich nicht fortsetzen, aber das ist bereits ein Thema für das nächste Kapitel. Salaam aus Iran.
7.6. (Bilder 57-61):
Puh, jetzt bin ich aber froh, daß dieser Tag vorbei ist. 9 Stunden mit allen Halten habe ich benötigt, um die 622km zurück zu legen. Dabei bin ich durch unterschiedlichste Zonen gekommen: Die schwülwarme Küstenregion, die sommerlich heiße Kornkammer und ein schönes langes grünes Tal, das unvermutet auf 1600m Höhe und in wüstenähnlichem Gebiet endete. azu ein paar unvermutete Kontakte zur indigenen Bevölkerung. Heiß ist es immer noch, aber die Luft ist viel trockener. Ich hatte auch bislang noch nicht eine so schöne Übersicht über meinen Zielort, wie heute. Auch hier gibt es einen kleinen Prater mit einer Fahrschule: Wer hier ohne Schaden nach einer Runde aussteigt, darf ohne weitere Nachweise direkt auf die Straße. Und die 10-Jährigen fangen damit schon an.
Morgen heißt es Abschied nehmen. Noch 150km sind es bis zur Grenze und ab dort werde ich "betreut" . Aber erstmal alle Formalitäten hinter mich bringen und dann ab in den eiseren Vorhang Turkmenistans.
6.6. (Bilder 52-56):
Die Aussicht von meinem Frühstückstisch verhieß schonmal Gutes. Nach getaner Arbeit am PC bin ich dann losgestiefelt, ich hatte etwas gesehen, was wie eine Seilbahn aussieht. Dieses Gebilde war dann doch weiter weg als gedacht, was mir mehrere Erkenntnisse verschaffte: 1. Iranische Nebesträßchen enden gerne im Nichts oder im Reisfeld; 2. 35° bei hoher Luftfeuchte treiben einem enorm das Wasser aus den Poren. Nach gut 2 Stunden hatte ich mein Ziel erreicht: Es war tatsächlich eine Seilbahn sowie eine Sommerrodelbahn, beides, na was schon: außer Betrieb. Daneben ein Freizeitpark mit allerlei Angeboten: geschlossen. Auch die vielen Bauruinen, die zum Teil sicher Hotels werden sollten, deuten darauf hin, daß das jahrelange Embargo die Entwicklung des Landes nachhaltig beeinträchtigt hat. Überhaupt ist die gesamte Infrastruktur überholungsbedürftig. Mal sehen, was die Zukunft bringen wird. Jetzt freue ich mich auf ein kühlendes Bad im Meer.
Morgen muß ich gute 600km hinter mich bringen, damit ich am Freitag pünktlich an der Grenze erscheinen kann, aber leider gibt es hier keinen Free Way mehr, schade. Dafür gibt es noch ein Stimmungsbild zum Abschied!
5.6. (Bilder 47-51):
Das, zugegebenermaßen für meine Verhältnisse, mondäne Hotel verabschiedet mich, wie gewohnt, vor interessierter Kulisse. Nachdem die Hotelsuche für den Abend etwas mühsam war, musste ich auch meine Fahrpläne ändern und eine Bergpassage weiter westlich nach Norden nehmen. Somit war ich auf der falschen Seite der Stadt. Immerhin ging es zügig über Highways dahin und auch das Wahrzeichen ließ sich sich blicken. Um 12:00 war es wieder 37° heiß, also alles, wie gewohnt. Die Bautwut der Stadt ist ungebrochen, das Bild entstand noch in 30km Entfernung. Endlich durfte ich in die Berge abbiegen, doch was musste ich erleben: Erstmal ordentlich Stau. Die Verengung von 6 auf 1 Spur funktioniert bei uns ja auch nicht. Zudem haben die Iraner eine Ferienwoche und der Mann von der Hotelauskunft hatte mich darauf schon vorbereitet. Dennoch wurde es eine endlos lange Karawane, die nur durch (Stichwort: ambitioniertes Fahren) konsequentes Übersehen der durchgezogenen Mittelspur zu bewältigen war. Das wäre sonst eine schöne Etappe gewesen, die Berglandschaft rundum war grandios. Und auch die Passhöhe brachte es in ihrem Scheiteltunnel auf beachtliche 2650m Seehöhe, die dann wieder runter gefahren werden mussten. Leider wurde es erst ganz schnell und weit oben wieder drückend heiß, dann außerordentlich stürmisch und zum Schluss auch noch nass. Das war mir dann auch schon egal, denn richtig nass wurde ich im Meer sowieso, denn einen kleinen Sprung hinein gönnte ich mir doch noch.
4.6. (Bilder 41-46):
Um 6:00 Uhr geht hier pünktlich die Sonne auf! Geruhsames Frühstücken und Packen folgte und dann ging es wieder rauf auf die Piste, diesmal ohne Absteiger, man lernt ja dazu! Überraschend gab es noch einen kleinen Plausch mit den Bewohnern der Einöde und dann war das Abenteuer auch wieder vorbei. Die gewonnene Zeit konnte ich in einen Besuch des heiligen Schreins in Qom nutzen. Dieser Schrein wurde erbaut zu Ehren der Schwester des 8. Imam! Muß ja ne dolle Schwester gewesen sein. Auf jeden Fall wurde da viel Geld verbaut, nach Angaben des Mullahs, der mich durch die Anlage führte (obligatorisch), stammte das Geld von den Gläubigen. Aber ich wollte mich nicht zu lange aufhalten, die Temperatur betrug auch schon wieder weit über 30° und das wird in den Motorradklamotten ganz schnell warm, wenn der Fahrtwind fehlt. Jetzt bin ich im östlichen Teheran gelandet, weit weg von der chaotischen Innenstadt, denn Morgen geht´s ans Meer.
3.6. (Bilder 33-40):
Nochmal Ausschlafen im Hotel und dann raus aus der Stadt Richtung Norden, natürlich auf dem Free-Way. Allerdings hab ich tatsächlich ein Schild gesehen, das das Befahren mit Motorrädern untersagt, na sowas, kann für mich doch wohl nicht gelten?! Und tut es auch nicht. Kleiner Halte gönne ich mir, mal bei einem Honda-Hirten, mal an einer verfallenen Farm. Schließlich erreiche ich das vorläufige Ziel des Tages, die Ranger-Station an der Einfahrt zur Wüste. Und was muß ich hören: Keine Einfahrt für Einzelfahrzeuge ohne Begleitung eines lokalen Führers (es hatte vor kurzem Todesfälle gegeben, und das wollte man wohl vermeiden). Natürlich gab´s das nicht umsonst. Also hab ich erstmal Geduld walten lassen und konnte den Preis für das betreute Fahren noch reduzieren. Dann ging´s los, zunächst auf harter (Wellblech-) Piste recht zügig, bis die Sandverwehungen auftauchten. Bei der ersten hieß es noch: Ui!, Bei der zweiten schon: Ui Ui, bei der dritten dann: Ui Ui Ui und Ups! und mein Wüstenschiff musste wieder aufgerichtet werden. Ziemlich hinterhältig, diese Sandspuren. 15 km später passierte mir das Gleiche nochmal, dann wenigstens auf der anderen Seite. Passiert ist jedenfalls nix, aber ich war froh um den Helfer beim Hochheben von dem Trumm. 40 km waren zu fahren. Unvermittelt und wie aus dem Märchen tauchte dann die Karawanserei nach einer kleinen Kuppe auf. Faszinierender Anblick, wie eine Burg im Meer des Nichts. Großzügig angelegt und vor einigen Jahren wieder hergerichtet bietet die Karawanserei eine beeindruckende Kulisse. Von der sonstigen Infrastruktur reden wir mal nicht, immerhin gab´s einen Wasserhahn. Zunächst war´s auch noch sehr einsam und mein Fahrer, mein Gastgeber und ich alleine beim Tee. Ich habe dann noch einen zweistündigen Rundmarsch durchs Gelände gemacht und mir den Salzsee und die Dünenlandschaft mal angesehen. Das Wetter war nicht so dolle, es wehte starker Wind und die Sandkörner pieken ganz schön in den Augen. Zurück in der Burg waren Vorbereitungen für die Betreuung weitere Gruppen im Gange und es ging erst spät ins Lager. Derart urig hab ich bisher selten geschlafen! Das Sternendach der Wüste hatte sich leider hinter Wolken versteckt. Dafür war´s unendlich still.
1/2.6. (Bilder 21-32):
Nachdem wieder ein wenig Büroarbeit erledigt war, habe ich mich zur Stadterkundung aufgemacht. Zunächst ging´s nach Süden zur 33-Bogen-Brücke über den seit Jahren ausgetrockneten Zayandeh Rud. Ein trauriger Anblick! Nicht weit liegen noch die Tretboote, ob die jemals wieder zum Einsatz kommen werden? Ich bin dann weiter gezogen ins Jolfa-Viertel, so nennt man das alte armenische Viertel. Hier stehen, unter anderem, 3 Kirchen, erkennbar an dem Kreuz auf der Kuppel (sonst würde man nichts erkennen). Innen herrlich ausgemalt die Vank-Kathedrale, bis heute übrigens ein Bischofssitz. Einen interessanten Gegensatz dazu bietet die Freitags-Moschee, ein über Jahrhunderte entstandener Moscheen-Komplex mit teilweise gut versteckten Gebetsräumen und Säulenhallen, die bei weniger Licht durchaus etwas Gruseliges haben. Zum Diner gab´s dann dicke Nudelsuppe aus dem Plastiknapf, dafür aber mit vielen, das Fastenbrechen feiernden, Einheimischen auf dem Platz der Imame.
Heute hab ich es auch noch mal ruhig angehen lassen. Die Hitze hier drückt schon ein wenig auf die Dynamik. Aber dann habe ich mir den Platz der Imame, einer der größten urbanen Plätze der Welt doch genauer angesehen und durfte in Begleitung eines Aufsehers unter die 56m-Kuppel der Imam-Moschee, die eine einzigartige Akustik aufweist und dann noch auf die Terasse des Palastes, von der man einen klasse Blick über Platz und Stadt hat. Beim Rückweg zum Hotel kamen mir dann noch diverse hiesige Moped-Nutzungsmöglichkeiten vor die Linse, ein kleiner Auszug der Möglichkeiten quasi. Den Tagesabschluss hab ich dann mit einem Gockerl gefeiert sowie einer Flasche alkoholfreies Bier, Geschmacksrichtung Exotic! Jetzt hab ich noch ein Fanta im Kühlschrank und werde damit einen drauf machen, Prost! Morgen ist ein Besuch in der Wüste geplant und wie da die Möglichkeiten des Internet greifen, kann ich nicht sagen. Also bis demnächst.
31.5. (Bilder 13-20):
Wieder was dazu gelernt: Die Iraner sind nicht nur echte Spezialisten in Bezug von Bearbeitung von Smartphones (!), sondern auch virtuose Karrenlader und artistische Großstadt-Verkehrslücken-Nutzer, sondern auch Meister im Betanken. Das hat bisher noch niemand geschafft, in meinen 24-Liter-Behälter 30 Liter zu packen! Somit kostete die Füllung (es können nur 20Liter gewesen sein) statt 4€ dann 6€, aber das war mir der Spass wert. Zudem es für den Tankwart noch ein Selfie gab. Dann hieß es aber raus aus Teheran, so schnell es geht und das hat dann auch geklappt. Offensichtlich ist der Verkehrsstress am Vormittag noch nicht so ausgeprägt, oder liegt´s am Ramadan? Wer weiß. Also rauf auf den, auch heute wieder "Free" Way und rein in die Wüste, bzw an ihren Rand. Dennoch war der Ritt durch diese gleißende, Horizont-lose Einöde und Leere schon beeindruckend. Und richtig warm ist es auch geworden, da sucht man jeden erdenklichen Schattenplatz für die Pause. Später noch ein Kurzbesuch an einer von vielen verfallenden Farmen aus Lehmziegeln und dann eine Offenbarung: Einfahrt nach Esfahan (immerhin 2 Mio EW)! Ja so ein Unterschied! Viel weniger Verkehr, alle wesentlich gesitteter und entspannter, dazu schattige Alleen und viel Grün. Dazu ein zugegebenermaßen etwas tricky zu erreichendes, super gelegenes, nettes Hotel und nebenan der erste Park! Da könnte man sich glatt mal wieder ein Feierabend-Bierchen gönnen, tja, könnte, wenn man könnte! Egal, ich werd´s genießen und bleibe 3 Nächte und 2 Tage hier.
PS: Habt Ihr meine Bitte von gestern nicht verstanden? Ich habe von keinerlei Kontaktdaten mehr von Euch! Von keinem von Euch! Also schickt sie mir bitte wieder zu, Danke
28/29/30.05.:
So, vorgestern bin ich also in Persien angekommen. Ca 1h an der Grenze und gleich mal weitere 1,5h Zeitverschiebung bringen mich einen großen Schritt Richtung Osten. Die ersten Meter durch den Norden Irans waren nicht so berauschend, aber Grenzregionen sind ja nicht für Schönheit berühmt. Und die Straßen zustände sind auch nicht einladend. Dafür wurde die Landschaft schnell karger und erinnerte bald an Steppe. Gebirgig ist es auch noch, ganz oben liegt sogar noch Schnee. Die erste Kamelherde habe ich gesehen und das erste Camp, da kann die Mongolei nicht mehr weit sein :). Täbris habe ich rechtzeitig erreicht, es hätte leicht für die Besichtigung der ein oder anderen Sehenswürdigkeit gereicht. (Bilder1-2) Aber dann hatte ich die Idee, zur Minimierung von Datenkosten eine iranische SIM-Karte zu besorgen. Also rein in den Handy-Laden und mein Begehr vorgetragen. Der Spezialist fackelte nicht lange und eh ich´s mich versah, war mein Telefon tot. Also richtig tot. Es war nur noch durch einen Neu-Aufbau überhaupt als Gerät wieder herstellbar. Ergebnis: ALLE DATEN WEG!!! Also alle Kontaktdaten, alle Bilder, chat-Verläufe, whats-app-Nachrichten, Einstellungen, alles.
Jetzt habe ich eine Bitte: Bitte sendet mir Eure Kontaktdaten wieder zu! Per SMS oder whats-app (das geht ja wieder), dann aber mit Namen, sonst weiß ich ja nicht, von wem die Daten sind. Oder per mail, das geht zum Glück immer. Der Aufruf geht an Euch alle, bitte helft mir, meine Kontakte wieder auf zu bauen! Vielen Dank schonmal.
Nach dem Ärger und der damit verlorenen Zeit war der Montag absolut gebraucht und ich vergesse ihn jetzt. Nachdem ich meine Reisedetails gecheckt habe, bin zu dem Entschluss gekommen, Teheran direkt an zu fahren. Gesagt, getan, 640km über den Freeway, was für ein Spass! Aber es gab da nette Begegnungen: Ein Tee im Büro des Tankstellenchefs, ein Fotoshooting am Rastplatz, wirklich viele hupende und winkende Autofahrer und die Guards in den Mautstationen. Jetzt weiß ich warum der Freeway Freeway heißt: Für mich war er free! Die kompletten 640 km wurde ich an jeder Station freundlich, oder nach kurzem Plausch, durchgewunken! Starke Sache! Diese positiven Erlebnisse habe ich auch gerne mitgenommen, denn irgendwann musste ich noch nach und durch Teheran kommen. Na ja, was soll ich sagen: Ich bin unfallfrei bis ins Hotel gekommen. Daß mir aber der Schweiß in Strömen runterlief lag nicht nur an der sportlichen Temperatur von 36°. Der Verkehr hier macht keine Gefangenen! Hier wird gefahren, als gäbe es kein Morgen. Reißverschluss-Verkehr? Gar kein Thema, wenn man in der Lage ist, dieses Verfahren auf 4-spurigen Strassen bei gleichzeitiger Fahrt auch des Querverkehrs an 90°-Kreuzungen bis zur anderens Seite durch zu ziehen. Ampeln? Wieso? Abstand? Hält nur auf! 10 cm müssen reichen (ich meine den Abstand zum mit ordentlich Tempo durchrauschenden Querverkehr). Jetzt bin ich drin und muß halt irgendwie wieder raus, wird schon klappen (Bilder 3-7). Heute gab´s dafür Augenpflege bis um 8 und dann einen touristischen Tag. Außer dem sehenswerten Verkehrsgetöse gibt es auch noch richtige Sehenswürdigkeiten. Jetzt sind die Füße plattgelaufen und ich hab Hunger. Aber im Ramadan essen alle gleichzeitig, das ist hier um kurz vor 9. Davor kann ich noch ein wenig Kettenpflege betreiben, da freut sich auch das Mopped.(Bilder 8-12)